Was ist die Gegenwart? Der augenblickliche Moment!
Und kaum habe ich diesen Satz geschrieben, ist er auch schon vorbei. Der Augenblick dauert nur einen Wimpernschlag lang. Danach ist er Vergangenheit. Der nächste Wimpernschlag ist noch Zukunft. Wir leben „im Nu des gegenwärtigen Augenblicks“ wie Meister Eckhart (1260-1328) es ausdrückte. Nu ist die kleinstmögliche Zeiteinheit.
Die Vergangenheit zielte in die Gegenwart, die Zukunft war und die Gegenwart zielt in die Zukunft und wird dann Vergangenheit sein.
Ich stelle mir mein Leben oft wie eine Perlenkette vor. Ereignisse reihen sich aneinander. Manche sind klein, aber von intensiver Farbe, andere sind gross und dunkel. Ihre Gesamtheit macht die Schönheit und Einmaligkeit meiner Lebenskette aus.
Ich achte meine Vergangenheit, aber sie soll nicht die Gegenwart überschatten. Ich leugne meine Erfahrungen, insbesondere die negativen nicht, aber ich entscheide, wie viel Gewicht sie heute haben dürfen.
Ich plane meine Zukunft, bleibe aber offen, denn ich bin überzeugt, es geht immer „nach vorne oben“. (Diese Richtungsbezeichung habe ich mir bei Teilhard de Chardin entliehen.)
In der Stille der Zen-Meditation ist die Übung fünfundzwanzig Minuten lang ganz präsent zu sein im gegenwärtigen Augenblick. Den Atem beobachten, den Vogel hören, wenn er zwitschert, nur das wahrnehmen was gerade ist. Das ist gar nicht so einfach. Es erfordert Konzentration. Da tauchen Gedanken auf und Phantasien, ein richtiges Kopfkino, das es wahrzunehmen und abzuschalten gilt.
Nur da sein, ohne etwas zu müssen, zu sollen oder zu wollen ist die Übung. Dann ist der gegenwärtige Augenblick vollkommen. Offene Weite, nichts fehlt. In dieser leeren Offenheit kann sich plötzlich die Lösung für ein Problem zeigen, kann eine Erkenntnis auftauchen, findet die innere Weisheit einen Weg. Dann wird die Leere zur Fülle. Erfüllte Gegenwart.
Das Vergangene können wir nicht ändern, nur daraus lernen, auf das Zukünftige dürfen wir hoffen. Aber leben können wir immer nur in der Gegenwart.
Das Leben findet immer nur JETZT statt. Wann denn sonst?
Wir atmen jetzt, lieben jetzt. Tun wir es und tun wir es ganz bewusst.